Pflegeversicherung Leistungen | Häusliche Pflege 2024

Welche Pflegeversicherung Leistungen werden bei häuslicher Pflege erbracht und welche Kosten werden von der Pflegekasse übernommen?
Welche Pflegeversicherung Leistungen werden bei häuslicher Pflege erbracht und welche Kosten werden von der Pflegekasse übernommen?
Wissenswertes zu den Pflegeversicherung Leistungen bei häuslicher Pflege
  • Die Pflegeversicherung unterstützt Menschen mit Beeinträchtigungen oder Erkrankungen, indem sie finanzielle Hilfe für die häusliche Pflege bietet.
  • Pflegegeld und Pflegesachleistungen sind zentrale Leistungen der Pflegeversicherung, deren Höhe vom Pflegegrad abhängig ist.
  • Kombinationsleistungen ermöglichen die flexible Nutzung von Pflegegeld und Pflegesachleistungen, um individuelle Pflegebedürfnisse zu decken.
  • Für die häusliche Pflege können Pflegekräfte von ambulanten Pflegediensten oder freiberufliche Pflegepersonen engagiert werden, wobei die Pflegekasse die Kosten übernimmt.
  • Neben finanzieller Unterstützung bietet die Pflegeversicherung auch Hilfsmittel, Wohnungsanpassungen und Beratungsangebote, um die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen zu entlasten.

Pflegeversicherung: Leistungen für die häusliche Pflege

Die Pflegeversicherung bietet finanzielle Unterstützung für Menschen, die aufgrund von Beeinträchtigungen oder Erkrankungen pflegebedürftig sind. Die Leistungen können in Anspruch genommen werden, wenn die Pflegebedürftigkeit einen bestimmten Grad erreicht hat.

Pflegegeld

Das Pflegegeld ist ein monatlicher Geldbetrag, der zur freien Verfügung verwendet werden kann. Es kann beispielsweise für die Bezahlung von Pflegekräften, die Anschaffung von Pflegehilfsmitteln oder die Finanzierung einer Haushaltshilfe verwendet werden. Die Höhe des Pflegegeldes ist abhängig vom Pflegegrad.

Pflegesachleistungen

Bei den Pflegesachleistungen übernimmt die Pflegekasse die Kosten für einen ambulanten Pflegedienst. Der Pflegedienst erbringt dann die notwendigen Pflegeleistungen in der Häuslichkeit des Pflegebedürftigen. Die Höhe der Pflegesachleistungen ist ebenfalls vom Pflegegrad abhängig.

Kombinationsleistungen

Die Kombinationsleistungen sind eine Kombination aus Pflegegeld und Pflegesachleistungen. Der Pflegebedürftige erhält einen Teil des Pflegegeldes ausgezahlt und kann den anderen Teil für die Bezahlung eines ambulanten Pflegedienstes verwenden.

Tabelle 1: Höhe des Pflegegeldes und der Pflegesachleistungen in der gesetzlichen Pflegeversicherung (Stand 01.01.2024)

PflegegradPflegegeldPflegesachleistungen
1316 Eurobis 125 Euro pro Monat
2642 Eurobis 443 Euro pro Monat
3908 Eurobis 756 Euro pro Monat
41.175 Eurobis 1.100 Euro pro Monat
51.552 Eurobis 1.450 Euro pro Monat

Wie läuft die häusliche Pflege ab?

Die häusliche Pflege wird in der Wohnung der pflegebedürftigen Person durch ausgebildete Pflegekräfte erbracht. Die mobilen Pflegekräfte sind bei ambulanten Pflegediensten oder Sozialstationen beschäftigt oder sind freiberufliche Personen mit entsprechender Qualifikation.

Die Pflegekasse schließt mit den Pflegekräften oder deren Arbeitgebern einen Versorgungsvertrag ab, dessen Umfang von der Einstufung in einen Pflegegrad abhängig ist.

Die Höhe der Kosten, die von der Pflegekasse für die häusliche Pflege übernommen werden, beträgt in Pflegegrad 2 monatlich höchstens 770 Euro, in Pflegegrad 3 bis zu 1.262 Euro und bis zu 1.775 Euro im Monat für Pflegegrad 4.

In Pflegegrad 5 können bis zu 2.095 Euro übernommen werden. In besonderen Härtefällen gewährt die Pflegekasse einen zusätzlichen Betrag von monatlich bis zu 2.418 Euro, wenn der Pflegeaufwand deutlich höher ist, als üblicherweise in Pflegegrad 5.

Pflegeversicherung bei Pflege durch eine Pflegekraft

Wenn die Pflege durch eine professionelle Pflegekraft erfolgt, übernimmt die Pflegekasse die Kosten für die Pflege. Die Höhe der Kostenübernahme ist abhängig vom Pflegegrad und der Art der Pflege.

Beispiel: Ein Pflegebedürftiger mit Pflegegrad 3 hat Anspruch auf bis zu 756 Euro pro Monat für Pflegesachleistungen. Wenn er von einer professionellen Pflegekraft rund um die Uhr gepflegt wird, kann die Pflegekasse die gesamten Kosten für die Pflege übernehmen.

Wie läuft Pflege durch eine Pflegekraft ab?

Pflegebedürftige, die nicht durch eine professionelle Einrichtung gepflegt werden, sondern selbst eine Pflegekraft beschäftigen, erhalten von der Pflegekasse anstelle der Sachleistung in Form des Versorgungsvertrags das Pflegegeld, um davon selbst die erhöhten Kosten zu begleichen.

Es muss in einem solchen Fall aber sichergestellt sein, dass der Pflegebedürftige das Pflegegeld tatsächlich für diesen Zweck aufwendet. Das Pflegegeld beträgt in Pflegegrad 2 monatlich 316 Euro, in Pflegegrad 3 545 Euro im Monat und 728 Euro monatlich bei Einstufung in Pflegegrad 4.

Für Pflegegrad 5 beträgt das Pflegegeld 901 Euro monatlich.

Pflegeversicherung: Kombination von Pflegegeld und Pflegekraft

Die Pflegeversicherung ermöglicht auch die Kombination von Pflegegeld und Pflegekraft. Der Pflegebedürftige erhält dann einen Teil des Pflegegeldes ausgezahlt und kann den anderen Teil für die Bezahlung einer professionellen Pflegekraft verwenden.

Wie erfolgt die Kombination von Pflegegeld und Pflegekraft?

Um die Sicherstellung der Pflege zu gewährleisten, informiert eine zugelassene Pflegeeinrichtung oder Pflegefachkraft im Auftrag und auf Kosten der Pflegekasse mindestens ein- oder zweimal im halben Jahr den Pflegebedürftigen in seiner Wohnung über den notwendigen Umfang der Pflege, die aus dem Pflegegeld finanziert wird.

Pflegebedürftige mit einem besonders hohen Betreuungsbedarf haben einen Anspruch auf eine häufigere Information über die notwendigen Pflegeleistungen. Pflegegeld-Bezieher, die diese Beratung nicht in Anspruch nehmen, müssen damit rechnen, dass ihnen das Pflegegeld gekürzt oder bei grundsätzlicher Ablehnung sogar vollständig entzogen wird.

Auch eine Kombination von Pflegegeld und professioneller Pflege ist möglich, wenn die Pflege teilweise, aber nicht vollständig selbst organisiert werden kann.

Wie hoch der Anteil der häuslichen Pflege und des Pflegegeldes in einem solchen Fall ist, wird individuell durch die Beurteilung des Medizinischen Dienstes und Gespräche mit den pflegenden Personen festgelegt.

Beispiel: Ein Pflegebedürftiger mit Pflegegrad 4 hat Anspruch auf 1.175 Euro Pflegegeld pro Monat. Er möchte tagsüber von einer professionellen Pflegekraft gepflegt werden und die restliche Zeit selbstständig verbringen.

Die Pflegekasse kann dann beispielsweise 600 Euro des Pflegegeldes für die Bezahlung der Pflegekraft übernehmen und dem Pflegebedürftigen die restlichen 575 Euro auszahlen.

Einkommensabhängige Beiträge zur Pflegeversicherung

Die Beiträge zur Pflegeversicherung sind einkommensabhängig. In der gesetzlichen Pflegeversicherung zahlen Arbeitnehmer und Rentner den gleichen Beitragssatz. Der Beitragssatz liegt derzeit bei 3,4 %, wird aber bis zum Jahr 2026 stufenweise auf 3,5 % angehoben.

Tabelle 2: Beispielhafte Berechnung des Pflegeversicherungsbeitrags in der gesetzlichen Pflegeversicherung (Stand 01.01.2024)

BruttoeinkommenBeitrag
2.000 Euro68 Euro
3.000 Euro102 Euro
4.000 Euro136 Euro
5.000 Euro170 Euro
6.000 Euro204 Euro

Pflegeversicherung für Selbstständige

Selbstständige zahlen in der Regel den doppelten Beitragssatz zur Pflegeversicherung wie Arbeitnehmer und Rentner. Der Beitragssatz für Selbstständige liegt derzeit bei 6,8 %, wird aber bis zum Jahr 2026 stufenweise auf 7 % angehoben.

Pflegeversicherung in der privaten Krankenversicherung

Die Leistungen der Pflegeversicherung in der privaten Krankenversicherung sind in der Regel umfangreicher als in der gesetzlichen Pflegeversicherung. Die Beiträge zur privaten Pflegeversicherung sind jedoch auch deutlich höher.

Häusliche Pflege: Vorteile und Nachteile

Vorteile der häuslichen Pflege

  • Gewohnte Umgebung: Pflegebedürftige können in ihrer vertrauten Umgebung bleiben und müssen nicht in ein Pflegeheim umziehen.
  • Selbstbestimmung: Pflegebedürftige können weiterhin selbstbestimmt leben und ihren Tagesablauf so weit wie möglich selbst gestalten.
  • Soziale Kontakte: Pflegebedürftige können weiterhin ihre sozialen Kontakte pflegen und am Leben in der Gemeinschaft teilnehmen.
  • Nähe zu Angehörigen: Die häusliche Pflege ermöglicht es den Angehörigen, sich aktiv an der Pflege zu beteiligen und in der Nähe des Pflegebedürftigen zu sein.

Nachteile der häuslichen Pflege

  • Belastung für Angehörige: Die Pflege eines Angehörigen kann für die Angehörigen eine große körperliche und psychische Belastung darstellen.
  • Soziale Isolation: Pflegebedürftige können sich aufgrund ihrer Einschränkungen sozial isolieren.
  • Mögliche räumliche Einschränkungen: Nicht alle Wohnungen sind für die häusliche Pflege geeignet.
  • Fachliche Pflegekompetenz: Angehörige verfügen in der Regel nicht über die gleichen fachlichen Pflegekompetenzen wie professionelle Pflegekräfte.

Beantragung von Pflegeleistungen

Um Pflegeleistungen von der Pflegeversicherung zu erhalten, muss ein Pflegegrad bei der Pflegekasse beantragt werden. Der Antrag kann formlos gestellt werden. Anschließend wird der Pflegebedürftige von einem Gutachter des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) begutachtet. Der Gutachter stellt dann den Pflegegrad fest.

Tipp:

  • Informieren Sie sich vor der Beantragung eines Pflegegrades bei Ihrer Pflegekasse oder einer Verbraucherzentrale über die notwendigen Unterlagen und das Antragsverfahren.
  • Lassen Sie sich bei der Begutachtung durch den MDK von einer Vertrauensperson begleiten.

Welche Leistungen werden außerdem von der Pflegekasse übernommen?

Auch technische Hilfen in Form von Pflegehilfsmitteln und Pflegematerialien finanziert die Pflegekasse der Pflegeversicherung. Das geschieht insbesondere dann, wenn der pflegebedürftigen Person dadurch die Pflege erleichtert oder sogar eine selbstständige Lebensführung ermöglicht wird.

Solche Hilfsmittel stellen in der Regel spezielle Betten, Matratzen oder Lager-Polster dar. Auch der beliebte Rollator ist ein solches Pflegehilfsmittel. Teilweise werden die Kosten für diese Mittel aber auch bereits von der Krankenkasse erstattet oder von einem anderen Träger.

Bis zu zehn Prozent der Kosten für die Pflegemittel können im Rahmen der Selbstbeteiligung von der pflegebedürftigen Person getragen werden. Der Eigenanteil darf jedoch 40 Euro je Hilfsmittel nicht übersteigen.

Nur pflegebedürftige Personen, die von Zuzahlungen befreit sind, erhalten alle Hilfsmittel kostenlos.

Auch Materialien, die für die Gewährleistung der Pflege erforderlich sind, kann die Pflegekasse bezahlen. Dazu zählen in erster Linie Matratzen-Schutzeinlagen, Einmalhandschuhe oder Desinfektionsmittel.

Zusätzliche Leistungen der Pflegeversicherung

Neben den bereits genannten Leistungen bietet die Pflegeversicherung noch weitere finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten:

  • Verhinderungspflege: Wenn die Pflegeperson vorübergehend ausfällt, übernimmt die Pflegekasse die Kosten für eine Ersatzpflegekraft. Der Höchstbetrag für die Verhinderungspflege liegt im Jahr 2024 bei 1.612 Euro.
  • Kurzzeitpflege: Wenn die häusliche Pflege vorübergehend nicht sichergestellt werden kann, kann der Pflegebedürftige für einen begrenzten Zeitraum in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung untergebracht werden. Die Pflegekasse übernimmt die Kosten für die Pflege und Unterkunft in der Kurzzeitpflegeeinrichtung. Der derzeitige Höchstbetrag liegt bei 1.875 Euro pro Jahr.
  • Pflegehilfsmittel: Die Pflegekasse übernimmt die Kosten für Pflegehilfsmittel, die den Pflegebedürftigen im Alltag unterstützen. Dazu gehören beispielsweise Gehhilfen, Pflegebetten, Inkontinenzprodukte und vieles mehr.
  • Wohnungsanpassung: In bestimmten Fällen übernimmt die Pflegekasse auch die Kosten für die behindertengerechte Anpassung der Wohnung des Pflegebedürftigen.

Entlastung für pflegende Angehörige

Die Pflege eines Angehörigen kann für die Angehörigen eine große Belastung darstellen. Um pflegende Angehörige zu entlasten, bietet die Pflegeversicherung verschiedene Leistungen an:

  • Entlastungsbetrag: Pflegebedürftige mit Pflegegrad 1 erhalten einen monatlichen Entlastungsbetrag von 125 Euro. Ab Pflegegrad 2 erhöht sich der Entlastungsbetrag auf 184 Euro pro Monat. Dieser Betrag kann für die Inanspruchnahme von niedrigschwelligen Betreuungsangeboten oder zur Anerkennung der Leistung der pflegenden Angehörigen verwendet werden.
  • Beratung und Schulung: Pflegekassen bieten Beratungen und Schulungen für pflegende Angehörige an. Diese Angebote sollen den Angehörigen dabei helfen, die Pflege des Pflegebedürftigen zu meistern.
  • Angebote zur Unterstützung im Alltag: Pflegekassen bieten in Zusammenarbeit mit anderen Trägern auch verschiedene Angebote zur Unterstützung im Alltag an. Dazu gehören beispielsweise Haushaltshilfen, Essen auf Rädern oder Wäschedienste.

Fazit

Die Pflegeversicherung bietet eine wichtige finanzielle Unterstützung für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen. Die Leistungen der Pflegeversicherung ermöglichen es vielen Menschen, so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung wohnen zu bleiben und selbstbestimmt zu leben.

Wichtig:

  • Informieren Sie sich frühzeitig über die Leistungen der Pflegeversicherung.
  • Beantragen Sie rechtzeitig den Pflegegrad.
  • Lassen Sie sich bei der Beantragung von Pflegeleistungen und der Inanspruchnahme von Leistungen beraten.

 

Wer schreibt hier?

Autor Holger

Autor: Holger Vogt
Holger ist seit vielen Jahren im Bereich der Krankenversicherung tätig und befasst sich insbesondere mit den Unterschieden zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung. Seine Schwerpunkte sind: Private Krankenvollversicherung, private Krankenzusatzversicherungen (u.a. Zahnzusatzversicherung, Krankenhausversicherung, Krankentagegeld), gesetzliche Krankenkassen und Pflegeversicherung.

Diese Seite bewerten?

Durchschnittliche Bewertung 4.2 / 5. Anzahl Bewertungen: 23

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.